Schönheit des Odenwalds näher bringen
Bei der 90-Jahr-Feier der OWK-Ortsgruppe Gras-Ellenbach blickt Rudolf Walter in die Vereinsgeschichte.
Einen Blick zurück in die 90-jährige Geschichte der OWK-Ortsgruppe Gras-Ellenbachwarf Vorstandsmitglied Rudolf Walter, der eine umfangreiche Chronik zusammengestellt hatte, bei der Jubiläumsfeier. So tat sich bereits im Jahr 1911 eine kleine Gruppe naturbegeisterter Heimatfreunde zusammen, um eineWandergruppe zu bilden. Bedingt durch den Ersten Weltkriegs gingen wichtige Protokolle verloren und die Ortsgruppe musste neu gegründet werden. Am 1. November 1924 versammelten sich immerhin 31 Gras-Ellenbacher in der Gaststätte von Adam Rothermel zur Neugründung. Dabei wurde Lehrer Koch zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Altes Brauchtum erhalten
Ziel des Odenwaldklubs war es damals schon, den Menschen die Schönheiten des Odenwalds näher zu bringen, sie für das gemeinsame Wandern zu begeistern und hierfür geeignete Wege zu markieren sowie altes Brauchtum zu erhalten. 1935 wurde Wagnermeister Adam Helm Vorsitzender. Durch den Zweiten Weltkrieg kam die Vereinstätigkeit zum Erliegen. 1945 musste der Odenwaldklub, wie alle anderen Vereinsorganisationen auch, seine Tätigkeit zunächst einstellen, bis die Neuzulassung durch die Militärregierung ausgesprochen wurde. Im Frühjahr 1947 erhielt die Ortsgruppe die Zulassung zur Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit. Hier wurde dann Lehrer Sebastian Jost zum Vorsitzenden gewählt.
Die Hauptaufgabe bestand nun darin, neue Mitglieder zu werben. So wurde die Mitgliederzahl auf stattliche 47 Wanderfreunde erhöht. 1948 wurde vom Odenwaldklub das Trommfest ausgerichtet. Vor der Wähnungsreform konnte noch mit „altem Geld“ 30 Ruhebänke gekauft und rund um Gras-Ellenbach aufgestellt werden.
Ab 1949 übernahm Michael Volk als Vorsitzender die Verantwortung. Außer den Wanderungen und geselligen Veranstaltungen machten es sich die Mitglieder auch zur Aufgabe, den aufstrebenden Fremdenverkehrsort zu fördern. Wanderwege wurden markiert, Hinweisschilder und Ruhebänke aufgestellt und vor allem der Siegfriedbrunnen gepflegt. Die harmonische Zusammenarbeit zwischen OWK und Kulturgemeinde wirkte sich segensreich für die Gemeinde aus.
Der Höhepunkt des Jahres 1951 war die im August stattgefundene 100-Jahrfeier des Siegfriedbrunnens. Unter der Schirmherrschaft des Kultusministers Rudolf Metzger gestaltete der OWK diese Veranstaltung. Ab 1952, Jost wieder Vorsitzender, gehörten auch Lichtbildervorträge und Wandererehrungsfeste zum Programm. Die Geselligkeit wurde immer groß geschrieben. Auch Maskenbälle wurden in diesen Jahren veranstaltet und die nun monatlich stattfindenden Klub- und Kegelabende wurden gern angenommen. Ein wichtiger Bestandteil der Tätigkeit des OWK war die Pflege des alten heimatlichen Brauchtums.
1966 wurde Andreas Röth Vorsitzender und Jöst wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1975 gründete Annemarie Schmieder die Kindertrachtengruppe. Adelgunde Kühn war für das Einstudieren der Tänze verantwortlich. Beim Wanderehrungsfest 1976 kam es zum ersten Auftritt.
1977 richtete die Ortsgruppe die 125-Jahrfeier des Siegfriedbrunnens unter großer Beteiligung der Bevölkerung aus. 1978 übernahm Anneliese Daub die Leitung der Kindertrachtengruppe, 1980 übernahm Hans Sauer den Vorsitz und Andreas Röth wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1984 folgte unter der Leitung von Anneliese Daub auch die Gründung einer Erwachsenentanzgruppe. Beide Tanzgruppen erfreuten bei Heimatabenden und vielen anderen Anlässen das Publikum. Nachdem sie immer mehr Zuwachs bekamen, erhielt Anneliese Daub Unterstützung von Sieglinde Fuhr, die später dann auch die Leitung übernahm.
Naturkundliche Wanderungen
Ab 1992 bot Naturschutzwart Hermann Schmidt naturkundliche Wanderungen an. 1999 wurde das 75 jährige Bestehen mit dem Tromm-Bezirkstreffen gefeiert. Das Fest „800 Jahre Nibelungenlied“ folgte im Jahr 2000. Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war 2001 vom 16. bis 18. Mai die 150-Jahrfeier des Siegfriedbrunnens. 2007 musste die Kindertrachtengruppe wegen mangelndem Nachwuchs eingestellt werden. 2012 wurde mit Doris Koch erstmals eine Frau als Vorsitzende gewählt, Hans Sauer wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Er hat in den 32 Jahren an der Spitze den OWK geprägt.
Zu den Brauchtumsfesten gehörten die lange Zeit stattgefundenen Johannisfeiern in der Strieht. Mit zu den besonderen Höhepunkten im Wanderjahr des OWK gehören schon lange die durchgeführten Wanderwochen zum Beispiel am Rennsteig, in Südtirol, im Bregenzer Wald, in der Rhön, im Bayerischen Wald und in der Lüneburger Heide. [Sa]
Jede Wanderung hat ihren eigenen Reiz
Gras-Ellenbacher Ortsgruppe des Odenwaldklubs feiert in der voll besetzten Nibelungenhalle ihr 90-jähriges Bestehen /
Naturschutz und Heimatpflege als weitere Vereinsaktivitäten
„Wandern im herrlichen Odenwald ist eine der schönsten Freizeitbeschäftigungen überhaupt“, stellte Doris Koch, Vorsitzende der Gras-Ellenbacher Ortsgruppe des Odenwaldklubs, bei der Jubiläumsfeier anlässlich des 90-jährigen Bestehens fest. In der voll besetzten Nibelungenhalle hatten sich zahlreiche Ehrengäste und viele Besucher eingefunden, um dem Jubelverein die Ehre zu erweisen.
„Ich möchte jedem empfehlen, sich einer unserer Wandertouren anzuschließen“, sagte sie. Jede Wanderung habe ihren eigenen Reiz und jeder Wanderführer lege seine eigenen Schwerpunkte. Auch gebe es immer wieder Neues zu entdecken. Denn schon Goethe habe gesagt: „Nur wo du zu Fuß warst, bis du wirklich gewesen.“ Auch den ehemaligen und letzten Dorfschullehrer Sebastian Jost würdigte die Vorsitzende in ihrer Ansprache. Der langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende wäre 2014 100 Jahre alt geworden.
Betätigungsfelder erweitert
Früher sei das Wandern die einzige Aktivität des OWK gewesen. Die Betätigungsfelder hätten sich mit den Jahren erweitert. Es seien der Naturschutz und die Heimatpflege hinzugekommen. Auch sei in den 1980er-Jahren die Trachtengruppe unter dem Dach des OWK gegründet worden. Hierfür gebühre Anneliese Daub ein Dankeschön.
Es war Doris Koch ein Herzenswunsch, allen Mitgliedern ein herzliches Dankeschön für deren jahrelange Treue zu sagen. Sie freute sich, dass auch so viele jüngere Mitglieder der Einladung gefolgt seien. „Ihr seid der Garant dafür, dass der OWK hoffentlich auch zukünftig Jubiläen feiern kann.“ Trotzdem würde man sich natürlich freuen, bei den nächsten Wanderungen neue Gesichter begrüßen zu können.
Durch das bunte Unterhaltungsprogramm führte mit bewährter Hand Berthold Baßler. Er wusste immer wieder lustige Episoden in seine Moderation einzubauen. Bürgermeister Markus Röth hob die Bedeutung der Ortsgruppe für die Pflege der örtlichen Gemeinschaft hervor, ebenso das Engagement für die Heimat und den Einsatz für den Fremdenverkehr. Er dankte für die hervorragende Vermittlung dieses praktizierten Gedankenguts. Nicht zuletzt sei auch die Arbeit in der Wegemarkierung,
wobei seinerzeit Ludwig Seibert Wegbereiter gewesen sei, nicht hoch genug einzuschätzen.
Schließlich brächten die OWK-Wanderfreunde auch die in der Region vorhandenen Natur- und Kulturdenkmäler der heimischen Bevölkerung und ihren Gästen immer wieder in dankenswerter Erinnerung. Überdies sei Wandern im Trend und populär. Die den Jubiläumstag begleitende Bilderausstellung in der Nibelungenhalle kommentierte er so: „Je älter die Bilder, desto jünger die Leut’.“
Schambach und Walter geehrt
Bezirksvorsitzenden Hermann Filip, der auch Glückwünsche des Vorsitzenden des Gesamt-Odenwaldklubs Karl Ohlemüller aussprach, dankte dem Vorstand für die bisherige Mitarbeit innerhalb des Bezirks. Die nächste Frühjahrsbezirkssitzung finde wieder in Gras-Ellenbach statt, wo man sich freudig wiedersehen wolle. Für langjährige und treue Klubarbeit zeichnete er dann Georg Schambach mit der Treuenadel in Silber und Rudolf Walter in Gold aus.
Walter Mink gratulierte namens der Gras-Ellenbacher Vereine. Er hob besonders die Wanderführer hervor, die durch ihr profundes Wissen und herausragenden Kenntnissen über die Heimat gelungene Beiträge für den Tourismus leisten würden. Auch trügen die Mitglieder zur Sauberhaltung des Ortsbilds bei und unterstützten dadurch auch maßgeblich den gemeindlichen Bauhof.
Für eine große Überraschung sorgte dann Annliese Daub. Sie hatte noch einmal die Tänzerinnen und Tänzer der ehemaligen Kindertrachtengruppe zusammengeführt, acht Paare, die längst den Kinderschuhen entwachsen sind. Sie begeisterten ihr Publikum wegen ihres neuerlichen Engagements und durch ihre immer noch gut eingeübten Tänze. Vor nunmehr über 30 Jahren hatten sie ihre Tänze einstudiert und jetzt für die Jubiläumsveranstaltung nur einmal geprobt. Das Publikum honorierte
denn auch diese „reife Leistung“ mit begeisterndem Applaus. [Sa]