Am 14. Mai, dem offiziellen Tag des Wanderns, unternahm die Ortsgruppe Gras-Ellenbach des Odenwaldklubs eine besondere Tour, die bereits im Vorjahr geplant worden war. Ziel war es, nicht nur gemeinsam zu wandern, sondern auch das Wissen über Natur und Geschichte mit fachkundiger Unterstützung zu vertiefen
Die Wanderstrecke betrug zwar nur rund sieben Kilometer, doch das lag an den zahlreichen und ausführlichen Erklärungen von Ex-Revierförster Jens-Uwe Eder aus Fürth. Er stoppte die Gruppe an verschiedenen Stationen, um spannende Einblicke in die Geschichte des Waldes und die Geologie der Region zu geben. Seine Ausführungen waren so interessant, dass man besser genau hinhörte – denn in dieser Tiefe findet man sie kaum in Büchern.

Von Pingen und Bodenschätzen
Das erste Ziel waren die Pingen und Abraumhalden in der Nähe des Weschnitzer Friedhofs. Diese Gruben könnten sogar älter als die römische Besiedlung sein. Pingen sind eingestürzte Schächte historischer Bergwerke. Obwohl sie heute verfüllt sind, sacken sie aufgrund ihrer Tiefe noch immer nach. Die Bergleute gruben senkrechte Schächte, um bis zur Höhe der Weschnitz vorzudringen, denn unterhalb des Buntsandsteins vermutete man Bodenschätze. Im Buntsandstein selbst finden sich kaum verwertbare Rohstoffe. Wichtig war dabei auch, das eindringende Wasser zu kontrollieren und für ausreichende Belüftung zu sorgen.
Die Abraumhalden zeugen von waagrecht in den Berg getriebenen Gängen, mit denen man gezielt nach Erzen suchte.
Wandel der Vegetation mit jedem Höhenmeter
Auf dem Weg zur Walburgiskapelle erläuterte Förster Eder anschaulich die verschiedenen Baumarten und ihre Standortansprüche. Die Wandergruppe staunte nicht schlecht, wie sich Vegetation und Bodenbeschaffenheit mit jedem Höhenmeter veränderten: Zunächst dominierten Buchen und Edellaubhölzer, weiter oben traten vermehrt Nadelbäume in Erscheinung.

Spuren der Holzköhlerei
Beim Abstieg entdeckte man erste Kohlenmeilerplatten. Auf etwa 400 Hektar gibt es in der Region rund 200 dieser Plätze. Hier lag auch ein ursprünglicher Eichenwald, ein Hinweis auf die frühere Bewaldung mit Buche und Eiche. Diese Baumarten waren Voraussetzung für die aufwändige Holzkohlegewinnung. Erst im 14. Jahrhundert hielt das Schießpulver Einzug in Europa (in China war es bereits im 10. Jahrhundert bekannt), wodurch der Bedarf an Holzkohle weiter wuchs. Das heutige Waldbild des Odenwalds entstand jedoch erst im 18. Jahrhundert.
Besonders faszinierend waren die Vorläufer der Kohlenmeiler – sogenannte Grubenmeiler aus der Bronzezeit, also über 4.000 Jahre alt, die am Kapellenberg noch zu finden sind. Förster Eder schilderte eindrucksvoll deren unterirdische Funktionsweise.
Spuren der Vergangenheit im Wald
Im Tal stieß die Gruppe auf tief eingeschnittene Wege, die ihre jahrhundertealte Geschichte erkennen ließen. Zufällige Waldbilder, die durch Bergbauaktivitäten entstanden sind, und uralte, etwa tausendjährige Sümpfe am Wegesrand sorgten für weitere Begeisterung.
Zum Abschluss der Wanderung legte die Gruppe eine Pause an der Kneippanlage ein. Dort luden gemütliche Bänke am Wasser zum Verweilen ein.
Bei herrlichem Sonnenschein genoss die Gruppe den Tag des Wanderns. Doch auch bei Regenwetter hätte sie sich nicht abhalten lassen – denn mit der richtigen Kleidung bietet der Wald immer wieder neue, eindrucksvolle Erlebnisse.